Boomerang …

Immer da, wo es wehtut – Australische Umweltschützer wehren sich gegen Pläne des Kasseler Kaliherstellers K+S. „Kürzlich ließ die größte Meeres­schutzorganisation Australiens, Australian Marine Conservation Society (AMCS), Plakate in Kassel aufhängen, um auf das Vorhaben von K+S aufmerksam zu machen.“

(Hessenschau, https://www.hessenschau.de/wirtschaft/protest-in-kassel-gegen-geplantes-ks-werk-in-australien-v1,kritik-salzgewinnungsprojekt-kpluss-australien-100.html)

Mit einer Plakatkampagne bringt die „Australian Marine Conservation Society“ ihren Protest gegen die Unternehmenspläne vor den Firmensitz und in die deutsche Öffentlichkeit, „damit wir diesen einzigartigen Ort auch für zukünftige Generationen bewahren können.“

Das Unternehmen K+S plant, Meersalz in Australien zu gewinnen und dafür Verdunstungsanlagen in geschützten Biotopen zu betreiben. Die geplante Anlage soll jährlich 4,7 Millionen Tonnen Meersalz produzieren. Das dafür vorgesehene Gebiet („so groß wie eine Großstadt“) liegt „in einem Biotop, das von der australischen Umweltbehörde als besonders schützenswert eingestuft und von der UNESCO als Weltnaturerbe empfohlen wurde.

K+S behauptet auch, weniger empfindliche Standorte wie Industriegebiete geprüft zu haben, dort sei jedoch eine Meerwasserverdampfung nicht möglich gewesen. Wir vermuten, dass dort die Grundstückspreise weniger günstig waren …

K+S gibt vor, das Projekt werde eines der umweltverträglichsten Solarsalzprojekte Australiens und weltweit sein. „The project is supported by a detailed environmental strategy, with the goal of becoming one of the most environmentally responsible salt projects in the world.“ https://www.strongerwithsalt.com.au/project

Die Werra-Weser-Anrainerkonferenz unterstützt die „Australian Marine Conservation Society

Dieses Projekt ist nicht erwünscht | This project is not wanted

Viele Tausende von Menschen haben der westaustralischen Regierung bereits mitgeteilt, dass sie den Bau des umstrittenen Salzwerkes NICHT wollen.

Bitte unterstützen Sie uns, indem Sie Ihren Namen eintragen.

Many thousands of people have already told the Western Australian Government they DO NOT WANT to see the controversial saltworks built here.

Please consider adding your name.

Glaubwürdigkeit prüfen

Zunächst und vor allem empfehlen wir der Australian Marine Conservation Society, den Umweltversprechen des Unternehmens nicht leichtfertig zu vertrauen. Auch im Werrarevier behauptet der Kalihersteller K+S, umfangreiche Umweltschutzmaßnahmen durchgeführt und dafür mehrere hundert Millionen Euro investiert zu haben. Wir wissen nur nicht, wofür, denn diese „Investitionen“ haben sich als unwirksam erwiesen.

Im Jahr 2003 wurde die Werra in die schlechteste Qualitätsstufe „5=schlecht“ gemäß der europäischen Wasserrahmenrichtlinie eingestuft. Die ökologische und chemische Qualität des Flusses hat sich bis heute nicht einmal um eine Stufe verbessert – trotz (oder wegen?) der angeblichen K+S-Investitionen in den Gewässerschutz.

Eine Verbesserung ist auch nicht geplant. Der „Vierphasenplan“, den das Unternehmen mit der hessischen Landesregierung vereinbart hat, lässt so hohe Salzeinträge in den Untergrund und die Oberflächengewässer zu, dass auch für das Jahr 2075 eine qualitative Verbesserung ausgeschlossen werden kann – also etwa 20 Jahre nach Beendigung des Kalibergbaus.

W. Hölzel, Ziel des Bewirtschaftungsplans 2022-2027 für die Flussgebietseinheit Weser ist die Aufhebung des Gewässerschutzes – Werra und Weser als „Opfergebiete außerhalb des Schutzregimes der Wasserrahmenrichtlinie“, 21.03.2023, S. 1-11, https://bit.ly/3qyRYnP

IIn Deutschland gibt es genug K+S-Salz – es liegt einfach in der Gegend herum

Ist das nicht ein merkwürdiger Zufall? In Australien wird offenbar Salz benötigt und in Deutschland liegen die K+S-Salzrückstände ungenutzt unter freiem Himmel. K+S scheint damit nichts anfangen zu können, andererseits entstehen dort jährlich mehr als 4 Millionen Kubikmeter salzhaltige Abwässer, die in den Untergrund versickern oder in die Werra geleitet werden. Allein diese Menge reicht aus, um es für K+S unmöglich zu machen, die Qualitätsziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen. Denkt da nicht jeder an eine Win-Win-Situation? Natürlich müssten die Abfallsalze noch gereinigt werden, bevor man sie nach Australien verkaufen kann. Glücklicherweise hat K+S das dafür notwendige Verfahren bereits 2010 entwickeln lassen.

W. Hölzel, 2023, https://bit.ly/3qyRYnP , S. 26,

H. Marx et al., Überlegungen zur abstoßreduzierten bzw. abstoßfreien Produktion nvon Salzen, Runder Tisch 18.09.2010, https://bit.ly/3bLceYL

P. Quicker, Entsorgung von Kaliabwässern durch Eindampfung – Evaluierung eines alternativen Entsorgungskonzepts für Kaliabwässer der K+S Kali GmbH, Gutachten 2013, https://bit.ly/3oaGTVg

Pressemitteilung der Werra-Weser-Anrainerkonferenz vom 18.04.2024

Umweltschäden vermeiden: Das ist nachhaltige Produktion

Das Vorhaben der K+S AG, eine Salzgewinnungsanlage in einem australischen Naturschutzgebiet zu errichten, stößt auf erhebliche Bedenken von Umweltschutzorganisationen, lokalen Gemeinschaften und internationalen Beobachtern. Dieses Projekt, welches erhebliche ökologische Auswirkungen auf ein sensibles Ökosystem haben könnte, wirft erneut Fragen bezüglich der Nachhaltigkeitspraktiken des Unternehmens auf.

Die geplante Anlage befindet sich in einem Gebiet, das für seine biologische Vielfalt und seine Rolle als Lebensraum für zahlreiche bedrohte Arten bekannt ist. Die Eingriffe in dieses Ökosystem könnten irreversible Schäden verursachen, darunter die Zerstörung von Lebensräumen, die Veränderung von Wasserressourcen und die Beeinträchtigung der natürlichen Landschaft.

Die K+S AG hat zwar Maßnahmen zur Minderung der Umweltauswirkungen angekündigt, jedoch reichen diese nach Ansicht von Experten nicht aus, um die langfristigen ökologischen Folgen abzufedern. Die Nachhaltigkeit eines solchen Projekts steht damit ernsthaft in Frage.

Die Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V. unterstützt den Protest der Australian Marine Conservation Society (AMCS). Wir fordern die K+S AG auf, ihre Pläne zu überdenken und sich von diesem Vorhaben zurückzuziehen. Es ist entscheidend, dass das Unternehmen seine Verantwortung gegenüber der Umwelt und den Menschen ernst nimmt und auf nachhaltigere Alternativen umsteigt. Wir stehen bereit, mit K+S AG und anderen Beteiligten zusammenzuarbeiten, um Lösungen zu finden, die sowohl ökologisch verantwortbar als auch ökonomisch tragfähig sind.

Allein die Aufarbeitung der K+S-Salzrückstände und -abwässer in Deutschland könnte mehr Kochsalz liefern, als in den nächsten Jahrzehnten in der geplanten K+S-Anlage in Australien gewonnen werden kann. Es wäre so möglich, mit einer abstoßfreien Kaliproduktion die gesetzlichen Vorgaben in Deutschland zu erfüllen und die Umweltkatastrophe in Werra und Weser drastisch zu vermindern – ohne in Australien weitere Umweltschäden hinzuzufügen.

Dr. Walter Hölzel, Vorsitzender der Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: