Die Aufhaldung von Rückständen der Kali-Industrie ist technisch und wirtschaftlich nicht erforderlich, der Rückbau der Halden ist wirtschaftlich zumutbar

Die K+S-Rückstandshalde bei Neuhof-Ellers ist instabil. Sie sehen großflächige Abrutschungen. Das Unternehmen hat uns noch nicht plausibel erklärt, wie es auf derart instabilen Halden langzeitstabile Abdeckungen bauen will. Der neu errichtete Damm am Haldenfuß soll wohl verhindern, dass abrutschende Haldenflanken Betriebsinfrastuktur in Neuhof-Ellers zerstören.

Teil IV – Salz-Reststoffhalden als Ewigkeitslast? Vervielfachung ihrer Schadstofffracht durch „Abdecken“ mit Industrieabfällen, unter dem Vorwand, damit den Anfall von Haldenlaugen zu verringern? Wir wissen, dass dies alles nicht erforderlich ist.

von Walter Hölzel

Wir haben gesehen, dass die kurz- und langfristigen Umweltschäden durch die Salz-Rückstandshalden es erforderlich machen, diese Halden wieder zu beseitigen. Wir haben weiter gesehen, dass wir nicht die Hoffnung haben können, die Schäden seien durch Abdeckung der Halden zu vermindern. Bei der Verwendung von belasteten Abfällen zur Haldenabdeckung müssen wir vielmehr davon ausgehen, dass sich die Umweltschäden vervielfachen werden.

Es ist bekannt, dass die Rückstandshalden des Bergbaus durch Versatz in untertägige Hohlräume beseitigt werden können. Ein Kalibergbau mit Versatz der Reststoffe bietet viele Vorteile. Im Bergwerk Bleicherode werden diese Vorteile ausgeschöpft, indem der Versatz mit dem Rückbau der Stützpfeiler kombiniert wird. So erreicht man

  • eine höhere Extraktionsrate pro Flächeneinheit,
  • eine bessere geomechanische Stabilisierung,
  • die Verlängerung der Lebensdauer von Feldesteilen,
  • eine längere Nutzung der Infrastruktur unter Tage,
  • die Minimierung der Rückstände und
  • eine verbesserte Wetterführung (1).

Die Vorabtrennung unter Tage ist Stand der Technik

Am sinnvollsten ist es allerdings, die Reststoffe gar nicht erst nach über Tage zu bringen, sondern bereits unter Tage abzutrennen und dort sofort zu versetzen.

Diesen Vorschlag hat die K-UTEC AG schon 2008 in ihrem Betriebsplan für die Grube Roßleben gemacht (2). Mit diesem Konzept kann man vermeiden, dass 75% der Gesamtmenge an die Oberfläche verbracht, aufgehaldet und über hunderte von Jahren irgendwie behandelt werden muss – ohne dass es bisher gelingt, die Umweltauswirkungen zu vermindern. Unter Tage dagegen garantieren die versetzten Reststoffe die Bergsicherheit und sie vereinfachen und verbilligen die Bewetterung und die Logistik.

Im Werrarevier eignet sich hierfür die elektrostatische Abtrennung (ESTA-Verfahren), die dort von der K+S Kali GmbH mit inzwischen zwei Anlagen betrieben wird. Wo die elektrostatische Abtrennung möglich ist, da kann sie auch unter Tage angewendet werden. Am so genannten „Runden Tisch Werraversalzung“ hat die WWA vorgeschlagen, eine weitere ESTA-Anlage unter Tage zu errichten. Der damalige Leiter F+E der K+S AG, Stahl, hatte zugestanden, dass der hierfür benötigte Hohlraum von ca. 60 Meter Höhe problemlos errichtet werden könne.

Die K+S AG hat tatsächlich eine weitere ESTA-Anlage gebaut, allerdings nicht unter Tage. Deshalb wird sich das Halden- und das Abwasservolumen verdoppeln. Für die daraus entstehenden Probleme bietet das Unternehmen keine plausible Lösung an.

Der Rückbau der Reststoffhalden ist wirtschaftlich zumutbar

Aus Angaben des Regierungspräsidiums Kassel lassen sich Kosten für den von dem Unternehmen bereits (in kleinem Umfang) betriebene Versatz von Reststoffen entnehmen bzw. errechnen. Sie betragen zwischen 4,40 und 8 Euro pro Tonne (3). Dabei sind die Einsparungsmöglichkeiten für einen in großem Umfang und rationell betriebenenVersatz noch nicht berücksichtigt.

Es ist unbestritten, dass der Versatz der drei Reststoffhalden eine beträchtliche Summe erfordern wird. Er wird allerdings auch Arbeitsplätze im Werrarevier sichern. Wir können auch nicht übersehen, dass K+S allein mit dem untertägigen Betrieb der ESTA-Anlage die Hälfte der Rückbaukosten hätte einsparen können. Das Unternehmen war nicht gezwungen, seine Abfälle über Tage abzulagern und dies gegen jede bessere Einsicht fortzusetzen. Das Verursacherprinzip verlangt, dass die K+S AG die angerichteten Schäden durch Rückbau der Halden auf eigene Kosten beseitigt. Die Aufarbeitung der Abwässer mit dem K-UTEC-Verfahren (2014), die einen Jahresgewinn von mindestens 100 Mio. Euro erwarten lässt, könnte den Rückbau der Halden im Werra-Fuldatal finanzieren und immer noch Gewinn abwerfen.

Wir empfehlen deshalb, die abstoßfreie Kaliproduktion nach K-UTEC (2014) mit dem Rückbau der Salzhalden zu verbinden.

Anmerkungen

(1) Marx et al., Überlegungen zur abstoßreduzierten bzw. abstoßfreien Produktion von Salzen, Kassel 18.09.2012 https://ia601508.us.archive.org/24/items/kutecrtseptember2012/K-UTEC%20RT%20September%202012.pdf , Folie 24

(2) K-UTEC AG, Betriebsplan des Florett-Konsortiums für die Grube Roßleben, Sondershausen 2008

(3) RP Kassel, Pilotprojekt Werra-Salzabwasser, Endbericht Januar 2007, S. 33 https://ia601509.us.archive.org/29/items/pilotprojektwerrasalzabwasserendbericht/Pilotprojekt%20Werra-Salzabwasser%20Endbericht.pdf


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