Welche Zukunft droht uns da? K+S im Krisenmodus.

„Das Fräulein stand am Meere

und seufzte lang und bang,

es rührte sie so sehre

der Sonnenuntergang.

Mein Fräulein, sein sie munter,

das ist ein altes Stück,

hier vorne geht sie unter

und kehrt von hinten zurück.“

Heinrich Heine

Immer wenn es eng wird, zaubert das Unternehmen etwas Überraschendes aus dem Hut. Diesmal ist es die angekündigte „Neuausrichtung in die Zukunft“. Auch diesmal wieder benötigt das Unternehmen eine Genehmigung, nämlich zur Flutung der Grube Springen.

Die ist so riskant, dass selbst das Regierungspräsidium Kassel die Verantwortung nicht tragen will.

Nun aber zu der „Neuausrichtung“: Die Ankündigungen des Unternehmens sind vage und widersprüchlich. Die gesetzlichen Vorgaben werden nicht beachtet, die Situation der Werra wird nicht verbessert. Was für eine Zukunft droht uns da?

Das Unternehmen will eine weitere ESTA-Anlage bauen und die dort anfallenden festen Salzrückstände in das Bergwerk versetzen. So soll es möglich sein, auch die Stützpfeiler abzubauen und die Ausbeute der Grube zu erhöhen. Die Glaubwürdigkeit des Programms ist schnell zu überprüfen und kann leicht zurückgewiesen werden:

Bergsicherheit nicht nachgewiesen

Den Versatz der Rückstände hatte die K-UTEC AG schon 2008 in ihren Betriebsplan für die Grube Roßleben als Entsorgungsmöglichkeit vorgesehen. Ein sofortiger Rückbau der Stützpfeiler, wie im Zuge der „Neuausrichtung“ vorgesehen, schien dem Unternehmen aber zu riskant. Zumindest einige Jahrzehnte Wartezeit wären notwendig, um die versetzten Salze durch die Konversion so weit zu verdichten, dass sie tragfähig sind. Vermutlich hat K+S noch nicht einmal eine Genehmigung für einen großflächigen Versatz mit sofortigem Rückbau der Stützpfeiler.

Keine Rückgewinnung der Wertstoffe, keine Energieeinsparung

K+S will mit der elektrostatischen Aufbereitung der Rohsalze energieeffizienter werden. Tatsächlich benötigt dieses Verfahren weniger Energie als die „nasse“ Aufbereitung. Aber auch die „Neuausrichtung“ sieht nicht vor, die in den festen und flüssigen Abfällen enthaltenen Wertstoffe zurück zu gewinnen.

Die K-UTEC AG hatte 2014 vorgerechnet, dass mit den Produktionsabwässern und den Haldenlaugen der K+S AG im Werrarevier jährlich 500.000 Tonnen Wertstoffe verloren gehen. Das vermindert die Energieeffizienz des Unternehmens deutlich.

Um 500.000 Tonnen zu gewinnen, müssen 2 Mio. Tonnen an Rohsalzen abgebaut, gefördert und aufbereitet werden. Das entspricht etwa 10% der Jahresförderung. Man kann also sagen, dass mit der Vernichtung der in den Abfällen enthaltenen Wertstoffe auch 10% des Energieaufwandes vergeudet wird. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass zusätzliche 1,5 Mio. Tonnen an Abfällen entstehen, die behandelt werden müssen.

Von Energieeffizienz kann also auch nach der „Neuausrichtung“ nicht die Rede sein.

Kein Rückbau der Halden, keine Zukunftsfähigkeit

Die K+S AG hatte nach 2009 schon einmal eine zusätzliche ESTA-Anlage gebaut, deren Rückstände aufgehaldet werden. Der Anfall an Haldenlaugen hat sich deshalb vom 2 Mio. Kubikmeter/Jahr (2008) auf 4 Mio. Kubikmeter/Jahr verdoppelt (Angabe: RP Kassel, Einleitgenehmigung 2021). Auf die „Zukunft“ des Unternehmens hochgerechnet, werden im Jahre 2060 etwa 10 Millionen Kubikmeter/Jahr anfallen.

Nun gibt K+S vor, die Zunahme der Haldenlaugen durch eine „Teilabdeckung“ (ca. 50%) der Halden vermindern zu können. Nehmen wir einmal an, dass die Abdeckung schon jetzt bereit stünde und tatsächlich die Menge an Haldenlaugen um 50% verringern könnte: dann hätte wir im Jahre 2060 einen jährlichen Anfall von mindestens 7 Mio. Kubikmeter. Die Werra kann aber schon jetzt keine weiteren Salze mehr aufnehmen, weil sonst die geltenden Grenzwerte überschritten würden. Für mindestens 3 Mio. Kubikmeter Haldenlaugen/Jahr fehlt der Entsorgungsnachweis. Ohne Rückbau der Halden gibt es keine Zukunftsfähigkeit.

K+S will aber tatsächlich die Menge an abgestoßenen Abfällen noch weiter erhöhen. Man gibt vor, durch Versatz der Salze aus der neuen ESTA-Anlage könne der Abstoß um „bis zu 90%“ vermindert werden. Das bedeutet aber, dass mindestens 10% der in dieser Grube anfallenden Salze in Form von Haldenlaugen in die Werra laufen sollen. Die jetzt dort anfallenden Abwässer aus der nassen Aufbereitung müssen nämlich bereits „standortfern“ entsorgt werden.

Wie Sie sehen, gibt sich das Unternehmen wenig Mühe, seine Zukunftsfähigkeit nachvollziehbar zu begründen. Wenn Sie mich fragen: das wäre auch nicht möglich, die Tatsachen sprechen dagegen. Es geht nur um die Genehmigung zur Flutung der Grube Springen. Deren Genehmigungsfähigkeit aber, so die Gutachter, hat das Unternehmen nicht nachgewiesen. Das Vorhaben ist auch so riskant, dass die Genehmgungsbehörde das Einvernehmen nicht erklären will.


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