Der Giftmüll muss wieder aus der Grube geholt werden

Die nach einem Brand in der französischen Giftmülldeponie Stocamine untertage verbliebenen Giftstoffe müssen wieder entfernt werden. Die französischen Behörden hatten zuvor der Versiegelung der havarierten Grube zugestimmt und damit der Bevölkerung beiderseits des Rheins ein unkalkulierbares Risiko zugemutet. Ein französisches Berufungsgericht in Nancy hat nun den Erlass der Präfektur aufgehoben, der es erlaubte, den giftigen Müll auf unbestimmte Zeit in der ehemaligen Kalimine in Beton einzuschließen. Kommunen im Elsaß und in Baden reagierten erleichtert.

Im Jahre 2002 war es zu einem Brand in der ehemaligen Kaligrube gekommen. Die dort eingelagerten Giftstoffe sind zwar nicht selbstentzündlich, aber sie reagieren mit eingedrungenen Wasser unter großer Hitzeentwicklung und der Bildung von explosivem Wasserstoffgas. Das ist der „größte anzunehmene Unfall“ (GAU) in einer Untertagedeponie. Stocamine hatte zweieinhalb Monate gebrannt, es sind so viele Giftstoffe in benachbarte Kaliminen eingedrungen, dass der Abbau dort eingestellt werden musste. Der Brand hatte zudem schwere Schäden an der Tragstruktur der umgebenden Stollen verursacht.

https://www.sueddeutsche.de/wissen/umwelt-wittelsheim-endlagerung-von-giftmuell-in-deponie-im-elsass-gestoppt-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-211229-99-535140

https://www.deutschlandfunk.de/verheerende-zustaende-auf-frankreichs-groesster-giftmuell-100.html

„Jede Salzgrube wird einmal absaufen“

Eine Expertenkommission war inzwischen zu der Einsicht gekommen, dass die eingelagerten Giftstoffe nicht in der Grube verbleiben können, weil weitere Wassereinbrüche unvermeidlich seien:

M. Buser, W. Wildi, „Erfahrungen mit tiefen Endlagern für chemo-toxische Abfälle 2: Das Projekt Stocamine – der Sündenfall in Sachen «Reversibilität»“, https://bit.ly/3FCIBWU

Das ist der Grund, warum in der Schweiz keine Untertagedeponien genehmigt werden; man folgt dort der bergmännischen Erkenntnis, dass „jede Salzgrube einmal absaufen“ wird:

Mit den dort noch eingelagerten 42.000 Tonnen an Giftstoffen ist Stocamine geradezu winzig im Vergleich zu der weltweit größten Untertagedeponie für „besonders überwachungsbedürftige Abfälle“ in Herfa-Neurode. Nach offiziellen Angaben liegen dort mehr als eine Million Tonnen an dioxin-, furan-, quecksilber-, cyanid- und arsenhaltige Abfällen, darunter die stärksten Gifte, die jemals eine Chemiefabrik verlassen haben. Auch dort hat es mehrfach gebrannt, wenn auch nicht so katastrophal wie im Elsaß.

Auch hier sind Wassereinbrüche eine drohende Gefahr, denn es gibt durchgehende Verbindungen zu den höher gelegenen Wassereintrittstellen in der Grube Springen II und zu den ebenfalls dort gelegenen Grubenteilen, wo künftig ein Teil der K+S-Abwässer eingestapelt werden soll:


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