Aktuell: „Kaliforschung im Dienste des Umweltschutzes“

Desinformation, Greenwashing, Alternative Fakten und Medienmanipulation

Haldenfuß einer der kleinen K+S-Reststoffhalden, die sich verstreut im Werratal finden. Die Abwässer laufen über den Berghang. Was nicht versickert, gelangt in einen Vorfluter und dann in die Werra. Eine Basisabdeckung ist nicht zu erkennen. Versickernde Haldenlaugen haben im Werrarevier das Grundwasser mit Salzen und Schwermetallen verunreinigt.

Teil VII: Der Verursacher der europaweit schlimmsten Versalzung von Grund- und Oberflächenwasser feiert sich mit Greenwashing.

von Walter Hölzel

Fuldainfo gibt dem Vorstandsvorsitzenden der K+S AG, Burckhardt Lohr, in einem aktuellen Beitrag die Gelegenheit, sein Unternehmen in bestem Licht darzustellen (1). Er sieht es in der Tradition einer hundertjährigen Kaliforschung, mit der es immer effizientere Aufbereitungsverfahren entwickelt habe.

„Wie Zahnräder eines Getriebes greifen die Teilbereiche der Kaliforschung ineinander und liefern gemeinsam wichtige Beiträge für eine umweltverrägliche und nachhaltige Produktion.“

Umweltverträglich?

Das sind große Worte für ein Unternehmen, das für die Versalzung des Grundwassers und der Flüsse Werra und Weser verantwortlich zeichnet.

Aber sehen wir weiter. Besonders die elektrostatische Trennung („ESTA-Verfahren“) scheint es Herrn Lohr angetan zu haben:

„Der besondere Vorteil dieses Verfahrens ist die trockene Aufbereitung der Salze ohne Produktionsabwasser.“

An dieser Aussage stimmt jedes Wort. Allerdings vergißt Herr Lohr zu erwähnen, dass sein Unternehmen für jede Tonne mit dem ESTA-Verfahren gewonnenen Wertstoffs drei Tonnen Salzabfälle auf Rückstandshalden ablagert. Dort entstehen für jede Tonne Wertstoff ca. zehn Kubikmeter Abwässer, die jetzt „Haldenlaugen“ genannt und in die Werra geleitet werden. Sie sind verantwortlich für den schlechten ökologischen und chemischen Zustand der Flüsse Werra und Weser. Versickernde Haldenlaugen haben auch zu einer erheblichen Belastung des Grundwassers mit Schwermetallen geführt. Ohne das ESTA-Verfahren „ohne Produktionsabwasser“ gäbe es diese Abwässer nicht. K+S beabsichtigt nicht, die Versalzung der Werra mit Haldenlaugen zu beenden. Umweltverträglich?

Nachhaltig?

Fassen wir uns kurz: 2012/2014 hat die K-UTEC AG mehrere Verfahren vorgestellt, mit denen im Werrarevier eine abstoßfreie Produktion möglich ist. Es müssen weder Produktions- noch Haldenabwässeran die Umwelt abgestoßen werden. Das verstehen wir unter „abwasserfrei“. Die vorgestellten Verfahren sind deshalb lukrativ, weil K+S, wie die K-UTEC AG betonte, jährlich ca. 500.000 Tonnen Wertstoffe mit einen Wert von 100 Mio. Euro mit seinen Abwässern vernichtet. Nachhaltig?

Was lernen wir?

Zunächst und vor allem, dass auch eine Halbwahrheit nichts anderes ist als eine ganze Unwahrheit.

Wir greifen die Anregung auf und werden demnächst eine Blogserie über die Ergebnisse der hundertjährigen Kaliforschung starten. Vielleicht stellt sich dabei heraus, dass K+S der Entwicklung – zumindest was deren Anwendung angeht – um Jahrzehnte hinterher hinkt.

Anmerkung

(1) Fuldainfo, 28.10.2019, 100 Jahre Kaliforschung – mehr als die Kunst des Kali-Kochens. https://www.fuldainfo.de/100-jahre-kaliforschung-mehr-als-die-kunst-des-kali-kochens/


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