Die Entsorgungsprobleme des Unternehmens K+S lösen sich nicht von selbst

Mit der Geduld am Ende

von Walter Hölzel

Wieder einmal ein trockener Sommer und wieder einmal muss der Kalihersteller K+S im Werratal seine Produktion drosseln. Der Notstand war voraussehbar und das Problem ist hausgemacht: ein untaugliches Entsorgungskonzept ist dafür verantwortlich, dass angeblich bereits „entsorgte“ Salzabfälle wieder in die Werra gelangen und deren Aufnahmekapazität für Produktionsabwässer einschränken. Daran scheint der Verursacher der Werra-Weser-Versalzung offenbar nichts ändern zu wollen.

K+S hat es unterlassen, in technische Maßnahmen zu investieren, mit denen der Salzabstoß in ausreichendem Maße hätte reduziert werden können. Die Bundesländer Thüringen und Niedersachsen hatten der K+S AG zusätzlich angeboten, ihre Abwässer bei Entsorgungsengpässen in dortige stillgelegte Bergwerke zu verklappen. Auch so wären Produktionsstillstände zu vermeiden gewesen, aber K+S hat die Angebote nicht angenommen. K+S hat die Geduld der betroffenen Anrainer mehr als einmal erschöpft. Vor einigen Jahren noch haben K+S und Vertreter der IGBCE mit einer Menschenkette um Verständnis um das Unternehmen und seine Mitarbeiter geworben, jetzt beschränkt sich das Mitleid auf die betroffenen Mitarbeiter, während die starrsinnige Verweigerungshaltung des Unternehmens K+S keine Zustimmung findet. Tjark Bartels, Landrat von Hameln-Pyrmont, schreibt: „Es liegt ja nicht am Sommer, dass nicht weiterproduziert werden kann, sondern am Fehlen einer wirksamen und vor allen Dingen auch zeitgemäßen Entsorgungsstrategie des Bergbauunternehmens. Der Klimawandel hat sich jahrelang angekündigt, wer sich trotzdem unbeirrt auf Flüsse als eine unverzichtbare Entsorgungseinrichtung ausrichtet, sei absolut schlecht beraten, wie sich auch wieder in diesem Jahr zeige.“ Deutlicher kann man wohl kaum ausdrücken.

Dass die Verklappung der Abwässer in die Oberweser keine Lösung sein kann, versteht jeder, der einsieht, dass bei geringer Wasserführung der Werra auch in der Oberweser kein Hochwasser zu erwarten ist. Auch K+S setzt darauf, statt seiner Abwässer vermehrt feste Abfälle zu produzieren und die Rückstandshalden dafür bedeutend zu erweitern. Das wäre für die Anrainer der Weser kein Gewinn, denn deren Haldenlaugen würden Werra und Weser auf unabsehbare Zeit zu Salzwasserflüssen machen. K+S hat bislang nicht nachgewiesen, dass es in der Lage ist, die Halden im Werrarevier ausreichend dicht und ausreichend standsicher abzudecken. Da die Haldenabdeckung ohnehin erst in sechzig Jahren fertiggestellt sein soll, entziehen sich die Fragen der technischen Machbarkeit, der Finanzierung und der Wirksamkeit ohnehin jeder Überprüfung. Wir sollten aber nicht sechzig Jahre warten, nur um festzustellen, dass auch dieser K+S-Entsorgungsweg ein K+S-Irrweg war. In Spanien hat man bereits die weitere Aufhaldung von Salzrückstanden untersagt, weil sie „eine Gefahr für die Umwelt und die menschliche Gesundheit darstellen“. Außerdem wurde der Rückbau der bestehenden Anlagen angeordnet. Die Werra-Weser-Anrainerkonferenz wird sich deshalb am 13. September 2018 anlässlich ihrer 6. Anrainerkonferenz mit dem Problem der Salz-Rückstandshalden beschäftigen. Der Titel der Veranstaltung lautet „Die Rückstandshalden der Kali-Industrie und die Rechtsdurchsetzung der Europäischen Kommission in Deutschland und in Spanien“. Die Konferenz beginnt um 9.30 Uhr im Rathaussaal Witzenhausen. Sie sind herzlich eingeladen.


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